Cecilia Lachat und die Kinder der Kalahari

Cecilia Lachat ist eine gewöhnliche Frau, die Gutes gemacht hat und noch immer ein Herz für die Armen dieser Welt hat. Ihr Augenmerk liegt dabei bei den Menschen der Kalahari Wüste in Botswana.

Cecilia ist eine in Italien eingebürgerte Schweizer Krankenschwester, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Armen dieser Welt zu helfen. Das führte dazu, dass sie im Jahr 2004 die gemeinnützige Mosaico Euroafricano Association, eine Non-Profit-Organisation, gründete. Diese soll unabhängig von der Religion und der politischen Angehörigkeit der Menschen Geld fuer die Verwaltung und die Pflege der von ihr gegründeten Kinderschule “Paolo Zanichelli Childrens Home“ sammeln.

Das Kinderheim ist für Kinder im Alter von drei bis acht Jahren, und beherbergt zurzeit etwa 100 Kinder. Nach Möglichkeiten will sie es mit ihrem Sohn Andy Manfredi die Schule vergrößern – so, dass noch mehr Kinder vom Angebot profitieren können.

Leidenschaft für Afrika
Cecilias Leidenschaft für Afrika, seine Menschen und seine Kinder stammt aus der Zeit, in der sie selbst noch ein Kind war. Geboren als drittes Kind von insgesamt vieren, sagte der Vater der Familie, die selbst wenig Geld hatte, oft: „Cecilia, vergiss niemals diejenigen, die weniger als du hast und deshalb leiden. Vergiss niemals diejenigen, die nicht genug haben um zu leben.“ Mit diesem Satz begann alles. Als Kind sah sie sich im Oratorium Dokumentarfilme über Missionare in Afrika an und begann sich langsam dem grossen, armen, und ihr noch völlig unbekannten schwarzen Kontinenten anzunähern. Ihre Mutter schenkte ihr daraufhin eine schwarze Puppe, die Cecilia sofort in ihr Kinderherz schloss.

Und ja, vielleicht liegt der Grund für die Leidenschaft einzig und allein an dem Satz ihres Vaters, den Missionarsfilmen und der schwarzen Puppe…

Das erste Mal in Afrika
Als Cecilia 23 Jahre alt war, verliess sie die Schweiz und ging nach Zambia. Dort arbeitete sie als Volontär in einem Kinderkrankenhaus. Die gelernte Krankenschwester arbeitete bei extremsten Situationen Tag und Nacht, war für die teils todkranken Kinder da und versuchte mit dem Krankenhauspersonal die Leben der Kinder zu retten.

Liebe
Während ihrer Arbeit in Zambia lernte Cecilia ihren zukünftigen Ehemann Mario, ein italienischer Medizinstudent, kennen. Das Glück für die Krankenschwester: Er teilte ihre Liebe für Afrika. Mario blieb ein paar Monate bei ihr in Zambia, ehe er nach Italien zurückmusste – wegen des Studiums. So begann eine sehr originelle Korrespondenz zwischen den beiden Liebenden. Denn: Cecilia sprach kein Italienisch und Mario kein Deutsch. In Afrika verständigten sie sich auf Französisch, Schreiben konnten jedoch beide nicht die Sprache. Was also machen?

Die beiden Verliebten entschieden, dass Mario seine Briefe auf Italienisch schreibt, Cecilia ihre auf Deutsch. Anfangs hatten beide noch grosse Mühe. Doch nachdem sie die Grammatik der jeweiligen Sprache lernten und sie sich eine Auflistung mit den wichtigsten Verben gaben, klappte das Verständnis der Briefe immer wie besser.

So kam es, dass Cecilia ihre freie Zeit in Zambia mit den Briefen ihres geliebten Mario verbrachte. Das musste wahrlich Liebe sein. Nach abgeschlossener Volunteer-Arbeit in Zambia kehrte Cecilia nach Europa zurück und heiratete Mario.

Schicksalsschlag: Tod von Mario
Lange hielten es die beiden jedoch in Europa nicht aus – sie wollten zurück nach Afrika. Mario fand einen Job als Arzt in Guinea und sie zogen zurück nach Schwarzafrika. Einer ihrer Söhn, Andy, wurde dort geboren.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit der jungen Familie. In Afrika verliebten sich Cecilia und Mario und in Afrika trennten sie sich – dies auf tragische Art und Weise. Nach nur fünf Jahren Ehe starb Mario bei einem Tauchunfall, Schuld war eine kaputte Gasflasche. Mario wurde nur 33 Jahre alt.

Zurück blieb eine verzweifelte Cecilia mit zwei kleinen Kindern. Heut sagt sie, in Gedanken an diesen Tag: „Ich war verzweifelt, verwirrt, verloren. Zurück zu Hause stand ich am Fenster, starrte hinaus in die Leere und die Welt schien an mir vorbei zu rauschen.“ Sie habe nicht gewusst, wie es weiterging, sie habe keinen Plan gehabt. „Doch dann sah ich eine Frau mit einem Bananenkorb auf dem Kopf an meinem Haus vorbeilaufen. Und mir wurde bewusst, dass das Leben weiterging. Ich meine, es musste weitergehen – allein schon wegen der Kinder. Das trotz der Tragödie und meines unvorstellbaren Leidens.“

Eine neue Liebe
Cecilia kehrt nach Europa zurück. Erstmal hielt sie nichts mehr in Afrika. Sie kehrte zurück in ihre Schweizer Heimat, suchte einen Job und begann zu arbeiten. Nach einiger Zeit lernte sie Daniele kennen, ein alter Freund von Mario. Es verging nicht viel Zeit, als die beiden begannen sich zu Daten. Und nach einiger Zeit wurden die zwei ein Paar.

Daniele war wegen seiner Arbeit ein sehr beschäftigter Mann, war jedoch immer für seine Frau Cecilia und die Kinder da. Mit ihm reiste sie durch die Welt, erlebte und sah viele unglaublich schöne Dinge. Auch Afrika besuchte das Ehepaar mehrmals. Der schwarze Kontinent liess Cecilia nie los.

Zurück nach Afrika
Doch Afrika begeisterte Cecilia weiterhin, sie hatte Sehnsucht nach dem Kontinent. Auch wollte sie den Menschen helfen. Denn nach all den Missionaren und den vielen gescheiterten Hilfeversuchen der westlichen Welt hatten der Kontinent und seine Menschen noch immer mit vielen Problemen zu kämpfen. Und Cecilia wollte helfen. Sie sagt: „Ich hatte mir geschworen, dass ich, sobald meine Kinder erwachsen waren, wieder in Afrika sein und leben werde.“

Dank des Geldes von Daniele erfüllte sich dann auch ihr Traum. Er kaufte ihr in Botswana ein Stück Land und gab ihr somit die Möglichkeit, ihre Vision zu verwirklichen.

Zurück nach Afrika
Im Jahr 2001 gründete Cecilia die Hilfsorganisation „Mosaico Euroafricano“. Drei Jahre, 2004, folgte dann die Gruendung der „Kalahari Children’s Home Foundation“, einer Non-Profit-Organisation. Sie baute auf dem Land, das Daniele ihr kaufte, eine Schule auf fuer Kinder von drei bis etwa acht Jahren. Zurzeit werden etwa 90 Kinder in der Kindertagesstätte willkommen geheißen, nach Möglichkeit soll dies aber vergrößert werden. Es laufen zurzeit mehrere Projekte, die in diese Richtung gehen.

Cecilia sagt: „Die Kinder bekommen viel Liebe, aber auch Nahrung, Kleidung, Medizin und eine gute Vorbereitung auf die Primarschule.“ Die Kinder werden in ihrem Dorf mit einem Schulbus abgeholt und zur Schule gebracht. Beginn des Unterrichts ist um 08.00 Uhr. Zuerst überprüfen die Lehrer, ob die Kinder schmutzig sind, die Schmutzfinke müssen in die Badewanne und werden sauber geschrubbt. Danach ist Frühstück angesagt, Spielen im Garten und schliesslich der Unterricht. Mittags bekommen die Kinder von der Köchin eine warme Mahlzeit, eine Krankenschwester überwacht die Gesundheit der Kinder.

Anfangs verfolgte Cecilia noch den Werdegang der Kinder, wenn diese die Schule verliessen. Doch mit der Zeit wurde dies immer wie schwieriger. Das aus einem einfachen Grund: Das Projekt hatte – und hat noch immer – einen grossen Erfolg, immer wie mehr Eltern, wollen ihre Kinder in die Schule von Cecilia schicken. Und je mehr Kinder die Schule aufnimmt, desto schwieriger ist es, alle Werdegänge zu verfolgen.

Das Projekt ist jetzt schon mehr als zehn Jahre alt und es ist erfolgreich. Waren die Menschen anfangs noch skeptisch der weissen Lady gegenüber, wollen heute immer wie mehr Eltern ihre Kinder auf die Vorschule schicken. Dies nicht ohne Grund: Die Kinder des “Paolo Zanichelli Childrens Home“ sind in der Primarschule auf einem weitaus höheren Niveau als die anderen.

Doch daraus ergibt sich ein weiteres Problem. Die Schulbildung in Botswana ist schlecht. Wegen Geldmangel gibt es zu wenige Lehrer, und die es gibt, sind schlecht ausgebildet. Die Klassen sind nicht selten 60 Köpfe groß – und haben eine Lehrerin, die meist überfordert mit der Situation ist. Auch aus diesem Grund plant „Mosaico Euroafricano“ die Vergrößerung der Schule. Zudem sind weitere Projekte im Gange, die jedoch noch nicht spruchreif sind.

Glücklich mit dem Erreichten
Auf die Frage, ob die Kinder glücklich sind, antwortet Cecilia: „Ja, ich glaube schon. Die Schule hat sich zu einer Institution in der Gegend gemausert.“ Wenn die Kinder nicht den ganzen Tag in der Schule seien, würden sie die Zeit im Dorf verbringen und nichts machen – und das ohne ausreichende Nahrung. „Wenn sie aber zu uns kommen, können wir ihnen all das bieten. Deshalb denke ich, ja, sie sind glücklich.“

Afrika ist für viele Menschen aus der westlichen Welt sehr fern, so auch Botswana. „In Europa leben die Menschen im Überfluss. Sie sind Sklaven von Wünschen und nicht von Bedürfnissen.“ Wenn man einmal durch Afrika reise, merke man, dass es in Afrika noch richtige Probleme gibt. In Europa gebe es keine wirklichen Problemen, die Menschen jammern auf einem hohen Niveau, meist ohne Grund. „Und deshalb sind Spenden so wichtig. Das Projekt hat zwar Erfolg, aber um weiterhin erfolgreich agieren zu können, brauchen wir Geld.“ Denn „Mosaico Euroafricano“ habe noch viele weitere Ziele, die erreicht werden wollen.