CÉCILE BERICHTET 

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Sponsoren

In all den vielen Jahren, die ich in Afrika verbracht habe, habe ich mich um so viele Kinder gekümmert und war leider nie in der Lage, die Sprache der jeweiligen Ethnien gut genug zu lernen. Mein Geist und meine Zeit waren schlicht Tag für Tag mit tausend Aufgaben und Sorgen beschäftigt! Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich es heute doch bereue, dass ich nicht wenigstens ein paar Stunden pro Woche aufwenden konnte, um die Landessprachen meiner Kleinen zu lernen.

Während der Corona-Pandemie-Vorschriften, als alle Kinder Masken tragen mussten, war es schwierig, aber wichtig, ihren Gemütszustand zu verstehen und zu deuten. Glücklicherweise kommunizieren Kinder ihre Bedürfnisse und Emotionen auch über ihre Augen:

«Die Augen der Kinder sind Quellen der Wahrheit.» (Anonymus)

Auch ich bin davon überzeugt, dass eines der wichtigsten Kommunikationsmittel die Augen sind: Sie können so viele verschiedene Gefühle ausdrücken, oft sogar besser als Worte, und sie können nichts verbergen. Sie lügen nie!

Die lächelnden Augen eines Kindes entschädigen uns für so viel Mühe. Sie sorgen für gute Laune und machen auch uns glücklich. Wenn die Augen Neugierde zeigen, wollen wir das Kind anregen und ermutigen, denn durch seine Neugierde beobachtet, erforscht und entdeckt es die Welt um sich herum.

Niedliche Äuglein sind zwar lustig, aber man sollte das ganze Kind nicht aus den Augen verlieren. Viele unserer Neuankömmlinge sind schüchtern, manchmal sogar ängstlich. Normalerweise brauchen sie einfach Zeit, um mit anderen Kindern in Kontakt zu kommen und sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Doch machen wir uns Sorgen, wenn Kinder ungesellig und zurückgezogen sind und sich isolieren. Dann müssen wir so gut es geht versuchen zu verstehen, was die Gründe für dieses Verhalten sind, und nach möglichen Lösungen suchen, um dem Kind die Integration in seinen Alltag zu ermöglichen. Wir brauchten die Hilfe von Psychologen, aber leider gibt es hier keine…

Woran ich mich nicht gewöhnen kann und was mich erschreckt und traurig macht, sind die traurigen, besorgten, ängstlichen, stumpfen Blicke von Kindern – Augen, die nie lachen. Sie bleiben in meiner Seele eingeprägt, sie verlassen mich nicht mehr. Die Ursachen für einen solchen Gemütszustand können vielfältig sein. Es sind Kinder, die nichts anderes kennen als Gewalt, Hunger, Durst, Kälte, Krankheit, Ausgrenzung, Gleichgültigkeit seitens der Familie, oft auch der Schule und der Gesellschaft, Armut im Allgemeinen ohne Ausweg. Es ist schwierig für uns, den Ursprung dieses Unwohlseins zu erkennen, und noch schwieriger, einzugreifen. Entsprechende Institutionen und Sozialarbeiter:innen sind hier halt leider oft abwesend.

Unser Kinderheim hat sich zusammen mit den Lehrerinnen stets bemüht, den Kontakt zu den Familien unserer Kinder herzustellen und zu pflegen.  Unsere Lehrerinnen sprechen neben Englisch auch Setswana (die offizielle Sprache Botswanas) und Naro (die Sprache der San oder Buschmänner), so dass sie sich mit allen verständigen können.

Dies gibt uns die Möglichkeit, bestimmte Dynamiken zu verstehen und, wenn möglich, eine Lösung für die Probleme zu finden und die Kinder und ihre Familien zu unterstützen. In anderen Fällen sind die zu lösenden Probleme vielschichtig oder uns gänzlich unbekannt. Wir können uns nur vorstellen, wie viele schlechte Erfahrungen diese Kinder in ihrem kurzen Leben bereits gemacht haben. Wir stehen solchen Problemen oft hilflos gegenüber, aber wir können immer etwas Grundlegendes tun: Unsere Kleinen mit Sorgfalt, Respekt, Geduld, Verständnis und viel Zuneigung und Liebe behandeln.

Die politisch Verantwortlichen aller Länder und auf der ganzen Welt haben eine grosse Verantwortung! Wer weiss, ob sie jemals an die Traurigkeit und den Schmerz in den Augen all dieser Kinder denken, die sich nicht existent und nutzlos fühlen!

Als sie nach der langen Schliessung aufgrund von Covid in die Schule zurückkehrten, waren einige unserer Kinder geschwächt, unterernährt, ungepflegt, mit traurigen und verängstigten Augen oder sogar wütend. Die Pandemie hatte negative Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden. Einigen fehlten ein oder beide Elternteile oder andere Bezugspersonen, die ihrer Existenz einen Sinn gaben. Unerwartete Heimschliessungen (aufgrund behördlicher Entscheide) und unsichere Lebensmittelversorgung usw. waren für Kinder und Familien mit Sorgen und Unannehmlichkeiten verbunden. Unser Heim ist eben nicht nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein sicherer Raum in einer Umgebung, wo die Kinder gefördert, umsorgt und geschützt werden.

Alle unsere Lehrerinnen standen den Kindern mit viel Geduld, Verständnis und Zuneigung zur Seite. Ich möchte betonen, dass unser Personal vorbildliche Arbeit geleistet hat, um unsere Kleinen zu trösten und zu versuchen, Schmerzen, Leiden und Stress zu lindern. Ihre Bemühungen waren nicht umsonst. Unsere kleinen Gäste haben ihr normales Gewicht und ihr Wohlbefinden wiedererlangt, in den Klassenzimmern und auf dem Hof herrscht wieder Fröhlichkeit, und die kleinen Augen unserer Kinder drücken, von einigen Ausnahmen abgesehen, wieder Freude und Zuversicht aus.

Ganz besonders danken möchte ich Charlcie Legler, meiner Schwiegertochter, die mit enorm viel Engagement und Herzblut das Kinderheim in meinem Sinne leitet und auf die Zukunft vorbereitet.

Unser Dank gilt auch allen unseren Mitarbeiter:innen in Italien, der Schweiz und Botswana, die ihre persönliche Zeit und Mühe für unser Projekt einsetzen.

Unser Kinderheim hat es dank eurer treuen Unterstützung, liebe Freunde und Freundinnen, geschafft zu überleben und zu wachsen, und ich hoffe, dass wir auch in Zukunft auf eure Hilfe zählen können, damit unser Projekt zum Wohle «unserer» Kinder weiter wachsen kann. Ein unendliches Dankeschön von mir und unseren Kindern!

 

Eine Umarmung und viele Weihnachtsgrüsse!

 

Cécile Lachat

 

CHARLCIE BERICHTET 

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Sponsoren

Mit grosser Freude verfasse ich diesen Brief an Sie alle. Nach zwei turbulenten Jahren der Unsicherheit und Angst war das Jahr 2022 ein Jahr des Feierns. Dank der kontinuierlichen Unterstützung durch unsere Spender:innen hat unser Heim die Corona-Pandemie, den Lockdown und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten überstanden.

Wir vom Kinderheim «Kalahari» (Paolo Zanichelli’s Children’s Home) arbeiten unermüdlich an unserer Mission, den Kindern von D’kar Sicherheit und lehrreiche Erfahrungen zu bieten, und sind sehr stolz auf das, was wir für die  Gemeinde bedeuten. Die Menschen haben uns ihr Vertrauen geschenkt.

DAS HEIM FUNKTIONIERT WIEDER VOLL

Wir konnten das Heim ab Januar 2022 ohne Unterbrechung betreiben. Die letzten von der Regierung verhängten Covid-Beschränkungen wurden schließlich Ende September 2022 aufgehoben. Bis dahin waren soziale Distanzierung, das Tragen von Masken (von den Frauen unseres Frauenprojekts mit Stoff genäht), Desinfektion und Temperaturkontrolle obligatorisch.

Die Präsenz der Kinder war in diesem Jahr unregelmässig, was darauf zurückzuführen ist, dass wir uns strenge Covid-Richtlinien auferlegen lassen mussten, um vom Bildungsministerium eine Genehmigung für den Betrieb zu erhalten. Wir sind allen Empfehlungen nachgekommen und haben sie entsprechend umgesetzt, damit wir unseren Betrieb in einem für Kinder und Mitarbeiter:innen sicheren Umfeld weiterführen können. Nachdem die Regierung die restlichen Covid-Beschränkungen aufgehoben hatte, konnten wir eine sofortige Verbesserung der Präsenz feststellen.

VERBESSERUNGEN IM ALLTAG

Da Covid noch nicht ausgerottet ist und uns wahrscheinlich noch lange begleiten wird, haben wir einige Änderungen in unserer täglichen Organisation vorgenommen und seit

2020 gleitend eingeführt; wir werden sie wahrscheinlich auch weiterhin beibehalten. Wir haben die Klassen aufgeteilt und den Tagesablauf geändert, um die soziale Distanzierung und das Händewaschen zu verbessern. Derzeit kommen fünfzehn Kinder auf eine Lehrerin in einem Raum, während es vor Covid dreissig Kinder mit zwei Lehrerinnen waren. Für die beiden Klassen mit den jüngsten Kindern haben wir Assistentinnen eingestellt, und ich habe mich beim Bildungsministerium und beim Jugendministerium mit Erfolg dafür eingesetzt, dass wir dies ohne zusätzliche Kosten für Mosaico tun können. Der Platz, den wir durch die Verringerung der Zahl der Kinder pro Lehrerin geschaffen haben (vorher hatte jede Klasse zwei grosse Räume), hat sich in der Praxis bewährt, und das Ministerium genehmigte eine Erhöhung der Zahl der Kinder, die wir aufnehmen dürfen, von 90 auf 110. Im Laufe des Jahres haben wir uns regelmässigen Inspektionen durch die Behörden unterzogen, die wir jedes Mal mit Bravour bestanden haben.

BIOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT

Da die Lebenshaltungskosten und die Warenpreise in Botswana regelmässig steigen, erleben wir einen enormen Anstieg der Kraftstoff-, Gas- und Lebensmittelpreise. Unser Ziel, die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln für das Heim zu erreichen, wird weiter verfolgt, und wir bemühen uns weiterhin um Zuschüsse und Finanzmittel auch aus anderen Quellen zur Unterstützung unserer Bemühungen in diesem Bereich. Wir untersuchen derzeit die Möglichkeit, Biogas für die Entsorgung der Abwässer der Schule zu verwenden und unsere Abhängigkeit von Gaseinkäufen zu verringern. Wir prüfen auch die Möglichkeit, den Schulbus für Biokraftstoffe umzurüsten und sondieren das Angebot der auf dem Markt erhältlichen Elektrobusse.

JAHRESABSCHLUSSFEST 2022

Die Kinder und Lehrerinnen waren mit den Proben für ihre Abschlussaufführung beschäftigt, und wir freuten uns alle auf die Teilnahme der Eltern und Familienangehörigen aus D’kar sowie institutionellen Vertretern. An diesen Feierlichkeiten wird jedem Kind ein kleines Diplom überreicht. (Inzwischen sind davon kurze Video-Filme auf Facebook bzw. Instagram abrufbar. Stichwort: Mosaico. Über 200 Menschen haben teilgenommen! – UM)

PÄDAGOGISCHE NACHHALTIGKEIT

Ich freue mich auch, Ihnen eine sehr erfreuliche Geschichte erzählen zu können. Ein junger Mann, den ich nicht kannte (weil das vor meiner Zeit hier im Heim war), sprach mich eines Tages an, als ich die D’kar-Gemeinschaft besuchte. Sein Name ist Denilson und er war vor 16 Jahren einmal Schüler in unserem Heim. Bis heute erinnert er sich gerne an seine Zeit in unserem Kindergarten und ist der festen Überzeugung, dass unser Heim bei der Überwindung vieler Schwierigkeiten, mit denen er in seiner Jugend konfrontiert war, eine Schlüsselrolle gespielt hat. Er ist jetzt 19 Jahre alt, machte 2021 seinen Schulabschluss und ist derzeit an der Universität eingeschrieben, um Krankenpfleger zu werden.

Neben Denilson haben einige andere Jungen und Mädchen, die seinerzeit als Kinder das Kinderheim «Kalahari» besucht haben, in diesem Jahr in Gaborone die Mittelschule abgeschlossen oder stehen kurz davor. Einige von ihnen haben Stipendien erhalten und studieren Krankenpflege oder Ingenieurwesen, andere möchten Grundschullehrer werden. Es sind noch nicht viele, aber wir kennen ja auch nicht die verschiedenen Wege, die jedes der etwa 600 Kinder, die in mehr als 20 Jahren unser Heim besucht haben, eingeschlagen hat.

Mehrere Jungen und Mädchen würden gerne eine Berufsschule besuchen, aber es gibt nur wenige solcher Schulen in Botswana, und die Wahrscheinlichkeit, dort aufgenommen zu werden, scheint minimal zu sein; nur einige wenige Privilegierte haben Zugang.

Es wurden und werden jeden Tag Fortschritte erzielt. Bildung ist für die Entwicklung eines Landes von entscheidender Bedeutung, aber der Weg dorthin ist lang, steil und kurvenreich und erfordert sehr viel Zeit und enorm viel Geduld.

Wir beginnen, die Früchte unserer Arbeit zu sehen, und hoffen, dass von nun an jedes Jahr junge Menschen zurückkommen werden, um ihre Erfolgsgeschichten mit uns zu teilen.

Ohne Ihr Engagement und Ihre Unterstützung in all diesen Jahren, liebe Spender:innen,  wäre dies alles nicht möglich gewesen. Für so viele Kinder ist das Kinderheim «Kalahari» ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung.

Wir wünschen Ihnen allen ein frohes Jahresende und danken Ihnen nochmals für Ihr Vertrauen in uns.

 

Pula! Mit freundlichen Grüssen – Charlcie Legler